Zu den vorgeworfenen Aktionen

Nachfolgend Informationen und dokumentiert die RZ-Erklärungen zu den Aktionen, die Sonja, bzw. Sonja und Christian von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen werden.

OPEC
Am 21. Dezember 1975 überfiel ein palästinensisch- deutsches Kommando die OPEC- Konferenz in Wien und nahm elf Ölminister aus erdölproduzierenden Ländern als Geiseln. Wichtigste Forderung der Aktion war, eine Umschichtung der Erdölgewinne zugunsten der ärmeren nicht erdölproduzierenden Staaten des Südens durchzusetzen.
Es handelte sich um keine Aktion der Revolutionären Zellen, nur der spätere Kronzeuge Hans Joachim Klein, der dem Kommando angehörte, hat sich selbst später als RZ-Mitglied bezeichnet.  Klein bezichtigte 1999 aufgrund von Fotos, die man ihm vorlegte, mehrere Personen, am Wiener Opec-Überfall beteiligt gewesen zu sein. Einer war Rudolf S., dem deswegen 2001 vor dem Landgericht Frankfurt der Prozess gemacht wurde. Entgegen Kleins Aussagen wurde Schindler jedoch vom Vorwurf der Mittäterschaft freigesprochen. Das Gericht bezweifelte Kleins „Identifizierungssicherheit bei der Lichtbildvorlage“. Klein beschuldigte bei dieser neben S. auch Sonja Suder, „obwohl er diesbezüglich zuvor nie von einer weiteren Frau gesprochen hat“, befand das Gericht schon 2001. Außer dieser fragwürdigen Aussage Kleins hat die Staatsanwaltschaft in Sachen Opec nichts gegen Sonja Suder vorzubringen.

MAN und KSB
1959 wurde unter dem Vorsitz des damaligen (ersten) Atom- Ministers Franz Josef Strauß das Atomgesetz zur Nutzung der Kernenergie verabschiedet. Ziel des Atomprogramm war es, „alle Bestrebungen zu fördern, die mit der Entwicklung und Nutzung der Atomenergie zusammenhängen“, wobei es um militärische und zivile Bereiche ging.
Die Widerstandsbewegung gegen dieses Atomprogramm nahm ihren Anfang 1974/75 in Wyhl, wo durch Massenproteste und eine Bauplatzbesetzung ein Baustopp des dortigen Atomkraftwerkes erreicht werden konnte.
Die Anti-AKW- Bewegung war die erste Massenbewegung, die konkrete Ziele wie die Abschaffung der AKWs und den Kampf gegen Umweltzerstörung formulierte. Wie viele AKW-GegnerInnen setzten sich auch die RZ mit der Perspektive der Anti-AKW-Arbeit auseinander und suchten neue Formen und militante Praxen für den Widerstand.
Ihre Aktionen richteten sich u. a. gegen die Firma MAN, Nürnberg, wegen deren Beteiligung am Atomgeschäft mit Südafrika und gegen die Firma Klein, Schanzlin und Becker (KBS), den weltweit größten Pumpenhersteller für AKWs.

Heidelberger Schloss
Am 18.5 1978 wurde auf das Heidelberger Schloss ein Brandanschlag verübt. In einem Text mit dem Briefkopf der Stadt Heidelberg heißt es: „ Als Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg erkläre ich, dass irgendwelche Behauptungen, ich hätte gestern Nacht im Königssaal des Heidelberger Schlosses Feuer gelegt, jeglicher Grundlage entbehren. Richtig ist vielmehr: Ich zerstörte und zerstöre Gebäude, die mir bei der Sanierung Heidelbergs im Wege stehen. – Wo gehobelt wird, fallen Späne…“
Diese Tat wird den „Revolutionären Zellen“ zugeordnet.

Anschlag gegen MAN, Nürnberg (August 77)
Mit ihrer Aktion in Nürnberg am 22.08.77 haben die Revolutionären Zellen auf die Rolle von MAN im imperialistischen Atomgeschäft und dessen staatliche Unterstützung hingewiesen.
Der Anschlag auf MAN richtet sich gegen die Beihilfe zur Herstellung südafrikanischer Atombomben. Während die westdeutschen Imperialisten über den Verlust ihrer Profite am Atomkraftwerksbau lamentieren, weil sich inzwischen Tausende gegen die drohende Vernichtung des Lebens durch Atomenergie wehren, exportieren sie ihre Atomtechnologie. Hat das Brasilien- Geschäft großes Spektakel verursacht, weil sich die USA und die BRD um den Gewinn gestritten haben, geht das Atomgeschäft mit dem Faschistenregime in Südafrika leiser über die Bühne. MAN exportiert Verdichter für eine Urananreicherungsanlage in Pelindabe in Südafrika. Das Materialamt der Bundeswehr versieht die Lieferungen mit NATO- Codifizierungsnummern, was für militärische Güter vorgesehen ist. Das Trenndüsenverfahren, nach dem die Anlage gebaut wird, wurde durch die staatseigene „Gesellschaft für Kernforschung“ in Karlsruhe, die Firma STEAG in Essen und MBB (Messerschmidt- Bölkow- Blohm) in München entwickelt. Südafrika als Atomstaat – damit wird ein rassistisches Unterdrückungssystem weiter abgesichert, das für schwarze Afrikaner u. a. bedeutet:
– Leben unter dem Existenzminimum; jedes Jahr verhungern tausende von Kindern;
– Zwangsumsiedlung in Reservate, die sog. „homelands“, derjenigen, die in den „weißen“ Gebieten keine Arbeit haben. Diese Reservate umfassen nur 14 % des Landes, sind völlig überbevölkert und können die Menschen kaum ernähren. Sie sind für den weißen Imperialismus ein Reservoir an Menschen, die für eine Hungerlohn als Wanderarbeiter in den „weißen“ Gebieten arbeiten müssen.
– Versuch, jeden Widerstand gegen diese Ausbeutung und Unterdrückung zu vernichten; z.B. wurden hunderte von Jugendlichen und Kindern bei den Kämpfen von Soweto ermordet. Erfahrungen, die nur zu größerem Widerstand und besserer Bewaffnung führen werden.
Die BRD- Regierung sichert die Atomgeschäfte durch Versicherungsgarantien ab („Hermes- Bürgschaften“), aufgrund wirtschaftlicher (z.B. Uranlieferungen) und strategischer Interessen. Konsequenterweise wird Südafrika dann auch mit nur leicht getarnten Militärgütern aller Art beliefert, z.B. Raketen und Militärflugzeuge von MBB und das ACOCAAT- Radarüberwachungssystem am Kap von MAN, AEG und Siemens reiht Südafrika praktisch in strategische NATO- Konzepte ein. Der Imperialismus verachtet jeden Lebensausdruck!
Atomwaffen und -anlagen sind nur dessen extremster Ausdruck!
http://www.freilassung.de/div/texte/rz/zorn/Zorn32.htm

Anschlag gegen Klein, Schanzlin und  Becker AG, Frankenthal (KSB) (August 77)
Nach unserer Aktion gegen den international geachteten Konzern MAN am 22.8.77 in Nürnberg möchten wir mit der Aktion bei Klein, Schanzlin und  Becker AG (KSB) in Frankenthal am 30.8.77 einen Kandidaten vorstellen, der ganz im Stillen, aber dort im großen Rahmen wirkt. Die KSB AG ist ein Industriebetrieb auf dem Sektor des Maschinenbaus mit einem Jahresumsatz von 766,3 Mio. DM (1976) und 8.465 „Beschäftigten“ allein im deutschen Werk. Dazu kommen „Tochter“- Firmen im Ausland. Groß sind zwar auch andere, aber als der Welt größter Pumpenhersteller spielen diese Leute eine wesentliche Rolle des Zulieferns für Kernkraftwerke in aller Welt. 30% der Umsatzsteigerungen im Jahr 1976 hat sich KSB durch das Atomgeschäft ergaunert. Insofern ist KSB nur ein exemplarischer Fall – die deutsche Industrie braucht die Atomenergie für ihre Profite, nicht für unser Wohl.
Vorstandsvorsitzender Kühlborn sagte das bei einer Vorlage des Geschäftsberichts ganz deutlich: Ihr Profit käme „ins Schleudern“, wenn die „Katastrophe“ einträte, daß keine Atomkraftwerke mehr gebaut würden. Da riskieren die Leute schon lieber die Katastrophe, die wir alle fürchten: daß die Menschen und ihre Umwelt radioaktiv verseucht zugrunde gehen.
Den Baustopp für Atomkraftwerke, die unser Leben bedrohen, als Katastrophe zu bezeichnen, weil ihnen ihre Profite durch die Lappen gehen, macht den Zynismus und die Menschenverachtung dieser „ehrbaren“ Industriellen mehr als deutlich. Sie drohen auch noch den Arbeitern, die für ihre Profite schuften: „Denn sollten sich die Störungen (!) in der Vergabe von Kraftwerksvorhaben weiter fortsetzen, werde KSB nicht umhin können, die Belegschaft zu verringern.“ (zitiert nach FAZ vom 25.5.77). Mit dieser dreckigen Erpressung sollen die Arbeiter gezwungen werden, den Bau von Atomkraftwerken zu unterstützen, damit ihre Arbeitsplätze gesichert werden und obendrein noch neue geschaffen werden. […]
http://www.freilassung.de/div/texte/rz/zorn/Zorn32a.htm